CORVUS 1-03
Die Sonne stand blutrot am Himmel, wie ein Omen für den morgigen Tag, als Marcus Saturnius endlich verkündete, dass er mit dem vor ihnen liegenden Gelände zufrieden war. Corvus atmete erleichtert auf. Es war der dritte Ort, zu dem der junge Kundschafter sie geführt hatte, und er gefiel Saturnius mit Abstand am besten: eine offene Wiese, die sich vom Wald her erstreckte und in einem großen Hügel endete, der auf einer Seite steiler anstieg und daher eine schräge Schlachtreihe zuließ. Die Ritter waren bereits abgestiegen und witzelten mit Marcus und Faberus, während Corvus und Saturnius nebeneinander in der Mitte des Feldes standen und zum Hügel aufschauten.
Corvus runzelte die Stirn. "Das ist weiter südlich, als mir lieb ist."
Saturnius band die Zügel seines Pferdes an einem Busch fest und tätschelte ihm die Nase, "Ich weiß", sagte er. "Aber die natürliche Marschroute der Goblinarmee wird sie nach Süden drängen. Kein Goblin mag tiefes Wasser überqueren, und der Fluss, der etwa eine Leuge nördlich von hier fließt, wird sie hierher führen. Da es hier keine Straßen gibt, werden sie eher auf das offene Feld zu marschieren, als durch die Wälder, die wir gerade passiert haben. Zu viel Gestrüpp." Der Legat hob den Zeigefinger. "Ich werde die Kohorten eins, sechs und acht da, dort hinten und da drüben positionieren."
Corvus nickte beifällig. Es waren die drei besten Kohorten der XVII, doch da die gesamte Legion noch grüner war als ein Apfel im Frühling, konnte er ihnen nicht so viel Vertrauen schenken wie einer anderen, erfahreneren Legion.
Die drei Seiten der Wiese waren gesäumt von Purpur und Gold und übersät von abgefallenem Laub. Ihre Pferde grasten friedlich auf dem bräunlichen Herbstgras, unbeeindruckt von den Diskussionen über die bevorstehende Schlacht.
Corvus hob ein goldenes Blatt auf und wandte es in der Hand. Es war fast eine Schande: Hier standen sie, umringt von natürlicher Schönheit, nur um Hunderte, wahrscheinlich sogar Tausende von Gottes Kreaturen abzuschlachten. Er bezweifelte, dass es sich bei den Goblins um Geschöpfe des reinen Bösen handelte, hoffte aber, dass die Gelehrten der Kirche zu Recht annahmen, dass sie keine Seelen hatten. Das würde das morgige Gemetzel für ihn leichter machen.
Sehr wichtig war es ihm andererseits nicht. Er war Soldat auf Gedeih und Verderb, und das Abschlachten von Gegnern war seine wahre Berufung. Und jetzt war es seine heiligste Aufgabe, die jungen Männer der Legio XVII zu einer einzigen gewaltigen Tötungsmaschine zusammenzuschmieden.
"Die Onager und Skorpione können wir größtenteils auf der Anhöhe dort platzieren", sagte Saturnius, "und zwar hinter der zweiten Kohorte auf dem rechten Flügel. Die Kavallerie setzen wir auf die linke Flanke, zum Wald hin, und dahinter eine weitere Kohorte, damit sich niemand durch die Bäume anschleicht. Die Front ist breit genug für fünf Kohorten, also behalten wir zwei in Reserve und lassen eine zur Bewachung des Lagers zurück."
Corvus schüttelte den Kopf und korrigierte diese Planung. "Nein, nicht alle Pferde auf den linken Flügel, dort will ich nur acht Schwadronen der Ersten Ritter haben. Die Zweiten Ritter stellen wir vor die Artillerie, die restlichen acht stellen hinter das Zentrum. Dort gibt es ein leichtes Gefälle, ausreichend, um das ganze Feld zu überblicken, und das wird eine zusätzliche Kohorte freisetzen. Wir werden nicht ganz so weit oben stehen, aber wenn wir den Stab auf dem Hügel postieren, verlieren wir wegen des Verlaufs der Baumgrenze die Sicht auf die rechte Flanke."
Er biss sich auf die Innenseite der Wange und dachte angestrengt nach. "Es wird da unten ein bisschen eng für die Männer, wenn sie so viele Goblins vor sich haben. Wir brauchen Platz, um die Männer in den vorderen Reihen auszutauschen, deshalb bleibt eine zusätzliche Kohorte in Reserve."
"Die zusätzliche Reserve gefällt mir, aber warum die Kavallerie aufteilen?", fragte Saturnius. "Gut, es kommen sieben Goblinwölfe auf eins unserer Pferde, aber ihre Reiter sind nicht diszipliniert genug, um diesen Vorteil zu nutzen. Und ich bezweifle, dass sie mehr als zwei Attacken durchstehen werden."
"Weil ich sie da nach Möglichkeit heraushalten will."
"Ich hoffe, dass Ihr mit 'sie' ihre Kavallerie meint und nicht unsere", sagte Saturnius bedächtig, wobei er absichtlich an Marcus vorbeischaute.
Corvus, wie in ihm eine Welle von Zorn anschwoll, und er konnte sie nur mühsam unterdrücken. Zugegebenermaßen war es ihm im Laufe des Nachmittags mehrfach in den Sinn gekommen, Marcus und Fortex aus der Gefahrenzone herauszuhalten, aber das war nicht seine primäre Motivation für die Postierung der Kavallerie auf der Anhöhe. Das konnte allerdings Saturnius nicht wissen, und sicher wollte sein alter Freund ihn nicht beleidigen. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen, bevor er seine Beweggründe erläuterte.
"Saturnius, denkt daran, dass zwei ganze Schwadronen oder mehr abgestellt sind, um hier und im Lager als Boten und so weiter zu dienen. Damit bleiben uns dreihundert Ritter für die beiden Flügel. Wenn derjenige, der bei unserm Gegner das Kommando hat, sieht, dass auf unserer linken Flanke gerade einmal dreihundert gegen zweitausend stehen, wird er in Versuchung geraten, sofort anzugreifen. Auch wenn er wahrscheinlich schon ahnt, dass bei unserer Kavallerie kein Durchbruch möglich ist, wird er es trotzdem versuchen müssen. In diesem Fall müssten wir voraussichtlich mit drei oder vier Angriffswellen rechnen, bevor er aufgibt. Dabei würden wir Dutzende von Pferden an die Wölfe verlieren, und vielleicht ein oder zwei Schwadronen Ritter, und wozu? Um die Stellung zu halten? Um ihre Kavallerie zu binden?
To receive email notifications of Alpines section posts, you must opt-in even if you are already a Castalia Library subscriber. Dashboard - Subscriptions - Castalia Library.